Gemüse auf dem Wochenmarkt | Foto: privat

Bunte Angebote

Gemüse auf dem Wochenmarkt | Foto: privat
Frisches Gemüse war zu allen Zeiten ein Kundenmagnet. / Foto: privat /

Heu und Stroh

Ursprünglich auf dem Oranienplatz in Kreuzberg zuhause, zog der für kleine Brandenburger Heuhändler bedeutende „Heu- und Strohmarkt“ zur Wiener Straße nahe dem Görlitzer Bahnhof weiter. Aber 1895 war hier alles zu eng. Laut Magistratsbeschluss zog der Markt im April 1896 zu den „nördlich und südlich des Ostbahnhofes gelegenen Vorplätzen“ um. Für 55 Mark installierte die Firma A.C. Herz aus der Elisabethstraße die „städtische Rathswaage“. In der Rüdersdorfer Straße ging sie am 17. April 1896 für den Heumarkt in Betrieb. Der Mittwochs- und Samstagsmarkt löste nicht nur Begeisterung aus. Ein Herr Glädicke beschwerte sich am 27. Mai darüber, dass „der Heumarkt alles geschäftliche Leben und Treiben ersterben lasse und wegen dem großen Platzbedarf alle anderen Kunden vertreibe“. Der Magistrat ließ das nicht gelten. Für die kleinen Milchwirtschaften und Fuhrgeschäfte, die hier schnell und zentral ihren Bedarf deckten, war der Heumarkt wichtig. Ein Ärgernis für die großen Fourage (Raufutter-) Händler, die mit Beschwerden gegen das „hohe Verkehrsaufkommen an den Markttagen“, ihre Konkurrenz loswerden wollten. Am 24. Februar 1920 antwortete der Magistrat auf eine Beschwerde: „Nach den diesseitigen Feststellungen sind die hiesigen Großhändler nicht im entferntesten im Stande, den Bedarf an Heu und Stroh für die Groß Berliner Viehhaltungen aufzubringen und haben wiederholt selbst größere Posten Heu (teilweise 13–17 Fuhren an einem Tage) für ihren Bedarf auf dem Markte einkaufen müssen. Ebenso ist auch der städtische Zentralviehhof, zu dessen Belieferung die Großhändler verpflichtet sind, wiederholt gezwungen gewesen, seinen Bedarf an Heu und Stroh auf dem Markte einzudecken“. Ähnliches war am 8. Mai 1920 von der „Personen-Lohnfuhrwerks-Innung“ zu hören. „Durch die Aufhebung der Heumärkte würden die Fouragehändler eine Monopolstellung erhalten, dem die Fuhrwerke und Molkereibesitzer unterworfen wären und müssten dann die Wucherpreise für Heu zahlen“. Wegen der vielen „Viehhaltungen“ und Pferde in der Stadt war der Heumarkt am Ostbahnhof bis in den zweiten Weltkrieg aktiv.

Hühner neben dem Heu

Zweimal wöchentlich trafen 1896 am Schlesischen Bahnhof Extrazüge ein. Die Passagiere waren Hühner, Gänse, Enten, Tauben, alle in luftige Kisten untergebracht. Jede dieser Kisten barg bis zu 100 Tiere, jeder Eisenbahnwagen fasste bis zu 100 Kisten. Wenn am Güterbahnhof auf einen Schlag bis zu 200.000 Tiere ankamen, entwickelte sich ein reger Markt. Hier polnisch-ukrainische Verkäufer, dort Berliner Groß-und Kleinhändler. Innerhalb einer Stunde waren alle Geschäftsaktionen abgeschlossen.

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