Yoga-Lehrerin Larissa Brodöhl, Foto: Giovanni Lo Curto

Mehr Gemeinschaft stiften

 Im Yogastudio von Larissa Brodoehl, Foto: Giovanni Lo Curto
/ Foto: Giovanni Lo Curto /

Umzug nach Friedrichshain

Als ihre erste Tochter unterwegs war, bezog sie in der Seumestraße eine leerstehende Einraumwohnung. Weil sie gern etwas mit Innengestaltung machen wollte, suchte sie im Telefonbuch und bewarb sich beim VEB Innenprojekt Berlin in der Kadiner Straße. „Ich war zwar Quereinsteigerin, hatte aber interessante Aufgaben, zum Beispiel habe ich eine Buchhandlung in Ahrensfelde eingerichtet“, berichtet sie nicht ohne Stolz. „Plötzlich steht das in 3D da, was du gezeichnet hast.“ Für das Märkische Museum machte sie Entwürfe für die Restaurierung des Konzertsaals. Allerdings wurde auch unter hohem Druck gearbeitet. „Als eine gleichaltrige Kollegin mit der Diagnose Magengeschwür vom Arzt kam, wusste ich, dass ich etwas anderes suchen muss.“
Etwa zur gleichen Zeit bekam Larissa das Angebot von einem Freund aus dem Zeichenzirkel „Glatzkasten“ Boxhagener Ecke Glatzer Straße, bei seiner Mutter Yoga zu praktizieren. „Yoga war in der DDR offiziell nicht erwünscht“, erklärt Larissa. „Wahrscheinlich hielt man es wegen der spirituellen Seite für so etwas wie eine Sekte. Ich hatte schon davon gehört und mich faszinierte diese mir fremde Gedankenwelt. Also sagte ich sofort zu.“ Damals hatte sie eine Menge um die Ohren und den Kopf voll – Arbeitsstress, Familie, in der Beziehung lief es nicht so gut. „Schon als ich nach der ersten Stunde auf die Straße kam, hatte ich das Gefühl, dass mein Kopf frei war. Ich fühlte mich leicht und unbelastet. Es wurde mir mit einem Mal klar, dass Yoga mich immer in meinem Leben begleiten wird.“

Auch eine persönliche Aufbruchszeit

Das Jahr 1989 brachte auch für Larissa Änderungen. „Da gab es neue Ideen, man traute sich mehr. Ich habe meine Arbeitsstelle gekündigt, für zehn Mark eine Sozialversicherung gekauft und übernahm Gelegenheitsarbeiten.“ Zum Beispiel half sie mit, die Bibliothek im Hochhaus in der Mollstraße, das abgerissen werden musste, auszuräumen. Am 9. November sah sie den Anfang der berühmten Pressekonferenz mit Günter Schabowski, nach der die Grenze zu Westberlin geöffnet wurde. „Als ich den dort herumstammelnden Politiker sah, wie er von seinem Zettel ablas, dachte ich: ‚Er kann nicht mal mehr richtig sprechen, wie peinlich!‘ und habe den Fernseher ausgemacht. Erst am nächsten Tag auf der Arbeit erfuhr ich aus dem Radio, dass die Mauer auf war“, erzählt sie lachend und fügt hinzu: „Da fiel mir auch auf, dass die Hälfte der Belegschaft fehlte.“

Was sagst Du dazu?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert