Ringbahn in Friedrichshain | Quelle: Zur Eröffnung der Untergrundbahn vom Alexanderplatz durch die Frankfurter Allee nach Friedrichsfelde (Linie E) und der Erweiterung der Linie C vom Bahnhof Bergstraße über den Ringbahnhof Neukölln bis zum Bahnhof Grenzallee am 21. Dezember 1930 / von Baurat Bousset, Berlin 1930. (s. auch http://www.u-bahn-archiv.de)

90 Jahre U-Bahn-Linie E (U 5) in Friedrichshain.

Ringbahn in Friedrichshain | Quelle: Zur Eröffnung der Untergrundbahn vom Alexanderplatz durch die Frankfurter Allee nach Friedrichsfelde (Linie E) und der Erweiterung der Linie C vom Bahnhof Bergstraße über den Ringbahnhof Neukölln bis zum Bahnhof Grenzallee am 21. Dezember 1930 / von Baurat Bousset, Berlin 1930. (s. auch http://www.u-bahn-archiv.de)
Die Unterquerung der Ringbahn war eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Blick in Richtung Friedrichshain / Quelle: Zur Eröffnung der Untergrundbahn vom Alexanderplatz durch die Frankfurter Allee nach Friedrichsfelde (Linie E) und der Erweiterung der Linie C vom Bahnhof Bergstraße über den Ringbahnhof Neukölln bis zum Bahnhof Grenzallee am 21. Dezember 1930 / von Baurat Bousset, Berlin 1930. (s. auch http://www.u-bahn-archiv.de)

90 Jahre U-Bahn-Linie E (U 5) in Friedrichshain.

Von Andreas Hoheisel.

Am Alexanderplatz reißen sie den Damm auf für die Untergrundbahn. Man geht auf Brettern … Rumm rumm wuchtet vor Aschinger auf dem Alex die Dampframme. Sie ist ein Stock hoch, und die Schienen haut sie wie nichts in den Boden …. Ruller ruller fahren die Elektrischen, Gelbe mit Anhängern, über den holzbelegten Alexanderplatz, Abspringen ist gefährlich. Der Bahnhof ist breit freigelegt …“
1929 erschien der Roman „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin, der auch als Arzt im Bezirk Friedrichshain praktizierte. Der U-Bahn-Bau steht atmosphärisch im Hintergrund des berühmten Romans, gebaut wurde zwischen 1927 und 1930. Etwa in der gleichen Zeit spielt und entstand die Geschichte um Franz Biberkopf, Arbeiter und Gelegenheitsverbrecher, der versucht, im Strudel der Großstadt den Kopf über Wasser zu halten.

Start mit Hindernissen

Den ersten Antrag zum Bau einer U-Bahn-Linie vom Alexanderplatz aus in die verkehrlich hoch belastete Frankfurter Allee gab es bereits 1908 durch die Hochbahngesellschaft unter Werner von Siemens. Sie erhielt die Konzession für diese Strecke 1914. Der Erste Weltkrieg verzögerte die Planung. Spätere Entwürfe sahen den Beginn der Linie E mit dem Bahnhof Rathaus und einem Endbahnhof in Lichtenberg Ost (Bahnhof Lichtenberg). Auf Initiative des Stadtbaurats Hahn wurde der Bahnhof Rathaus aus der Planung gestrichen und der Start der Linie E am Alexanderplatz festgelegt. Die nun komplette unterirdische Führung machte die Querung der Ringbahn (Frankfurter Allee) und der Ostbahn (Bahnhof Lichtenberg) unproblematisch, daher wurde eine Verlängerung nach Friedrichsfelde mit dortiger Betriebswerkstatt beschlossen. Die Große Frankfurter Allee besaß aber keine Verbindung zum Alexanderplatz. Zwischen der Schillingstraße und der Landsberger Allee mussten erst einmal einige zweistöckige Mietshäuser an der Elisabethstraße abgerissen werden. So entstand eine Frankfurter Allee, die es so vorher in Berlin nicht gegeben hatte. Inzwischen gehörte das gesamte U-Bahn-Netz der Stadt Berlin, sodass die Hochbahngesellschaft erstmals eine Strecke mit Großprofil bauen konnte. Im Januar 1927 beschlossen die Stadtverordneten den Bau der 7,7 km langen U-Bahn-Linie vom Alex nach Friedrichsfelde für 75 Millionen Mark Baukosten, das heißt fast 10 Millionen für einen Kilometer. Hinzu kamen enorme Nebenkosten: Grundstücksankäufe, Straßenregulierungen, Entschädigungen usw.

Memeler Straße (heute Weberwiese) um 1930 in Berlin-Friedrichshain| Foto: Postkarte
Die U-Bahn-Eingänge veränderten das Antlitz der Frankfurter Allee, hier an der Station Memeler Straße (heute Weberwiese). Im Hintergrund die heute verschwundene Mögliner Straße. Postkarte um 1930 / Foto: Postkarte /

Gegraben von billigen Arbeitskräften

Startschuss für die große Buddelei auf der ganzen künftigen U-Bahn-Strecke war im Mai 1927. Innerhalb von 30 Monaten wurde die Strecke fertiggestellt. Die Erdarbeiten ließ man hauptsächlich von Notstandsarbeitern, die einen Stundenlohn von 0,75 bis 1,50 Mark erhielten, ausführen. Die Sandschipper verdienten am wenigsten. Die Erdmassen wurden von Hand in Loren geschaufelt. Der Aushub wurde zunächst zu Zwischenlagerplätzen geschafft. So bestand beispielsweise der Forckenbeckplatz zeitweise aus lauter Sandbergen.
Die am Bau beteiligten Zimmerleute verdienten mehr. Für den Bau waren auch Hamburger Zimmerleute nach Berlin abkommandiert. Ihr großspuriges Auftreten, gepaart mit schlagkräftigen Argumenten, stellte die Autorität der sogenannten Berliner Ringvereine vor Probleme. So kam es im Dezember 1928 zur Schlacht am Schlesischen Bahnhof (heute Ostbahnhof ) zwischen den Hamburgern und dem Ringverein Immergrün. Die Bilanz: zwei Tote, mehrere Dutzend zum Teil schwer Verletzte und über 200 Beteiligte.
Der Bau schritt voran, in den Nebenstraßen lagerten die Baustoffe, die Allee selbst musste für den Verkehr freigehalten werden. Omnibusse und Straßenbahnen (insgesamt sechs Linien) verkehrten weiterhin. Die tunnelartigen Baugruben wurden von Bohlen überdeckt.

 

U-Bahn | Fotos: Jkornelius und Xenotron, jeweils Wiki Commons
Als modernste U-Bahn-Züge waren die auf der neuen Linie fahrenden Züge Vorbild der ersten Moskauer Metrozüge. Im Herbst 1945 beschlagnahmte die sowjetische Militärverwaltung 120 U-Bahnwaggons dieser Großprofillinie im Rahmen von Reparationsleistungen. Sie kamen bis 1965 bei der Moskauer Metro zum Einsatz. Ein Wagen der Berliner U-Bahn Baureihe C und der Moskauer Baureihe A. / Fotos: Jkornelius und Xenotron, jeweils Wiki Commons /

Friedrichshainer U-Bahn-Züge in Moskau

Die Eröffnung der Linie E erfolgte am Sonntag, dem 21. Dezember 1930. Die Berliner U-Bahn-Linie E war in den dreißiger und vierziger Jahren die modernste Strecke, wagen- und signaltechnisch betrachtet. Bei der Gestaltung der Berliner U-Bahnhöfe nach dem Ersten Weltkrieg dominierte der Wunsch nach Sachlichkeit und Standardisierung. Maßgeblich geprägt durch den Architekten Professor Alfred Grenander entstanden auch die Bahnhöfe der Linie E. Der Grundtyp für einen Bahnhof dieser Linie sah eine über vier Meter hohe und 120 Meter lange Bahnhofshalle mit einem durchschnittlich neun Meter breiten Bahnsteig vor. In dieser Norm erhalten geblieben ist in Friedrichshain nur noch der Bahnhof Samariterstraße.
Eine Besonderheit stellt der Bahnhof Frankfurter Tor dar. Der Bahnsteig ist an der breitesten Stelle 11,7 Meter breit und mit 2,72 Metern Höhe relativ niedrig ausgefallen. Die Ursache liegt im beabsichtigten Ausbau zum Kreuzungsbahnhof mit der Linie B (heute U1). Die Linie B sollte die Linie E etwa in Bahnhofsmitte unterfahren, dafür wurde der Platz für die Treppenabgänge vorbereitet. Aus diesen Plänen wurde nichts, aber an gleicher Stelle befinden sich seit 2008 Treppenaufgang und Aufzug zu den Straßenbahnhaltestellen in der Warschauer Straße. Der U-Bahnhof Frankfurter Tor ist einer der Berliner U-Bahnhöfe mit den meisten Umbenennungen. Eröffnet 1930 unter dem Namen „Petersburger Straße“ erfolgte am 3. Juni 1946 die Umbenennung nach dem am 16. Juni 1945 verunglückten sowjetischen Stadtkommandanten Nikolai Bersarin in „Bersarinstraße“. Der Name „Frankfurter Tor“ wurde am 19. Juni 1958 eingeführt. Ein Jahr nach der Wende am 3. Oktober 1991 erfolgte die Umbenennung des Bahnhofs in „Rathaus Friedrichshain“. Diese Umbenennung verstand keiner, das Rathaus befand sich in einiger Entfernung zur U-Bahn und der Name „Frankfurter Tor“ war politisch wertfrei. Daraufhin wurde der Bahnhof am 1. September 1996 in „Petersburger Straße“ rückbenannt. Diesen Namen gab es aber nur 20 Monate, am 24. Mai 1998 wurde wieder der auch heute noch aktuelle Name „Frankfurter Tor“ eingeführt. Über die Kosten der Umbenennungen ist dem Autor nichts bekannt.
Am 25. Juni 1973 erfolgte die Verlängerung von Friedrichsfelde nach Tierpark, dann weiter am 1. Juli 1988 zum Elsterwerder Platz und ein Jahr später bis zum heutigen Endpunkt Hönow. Auf dem Netzplan im November 1990 erscheint die Linie E erstmals als U5. Im Dezember 2020, 90 Jahre nach der Einweihung der ursprünglichen Linie E, wurde die Verlängerung der U5 nach Westen bis zum Hauptbahnhof eröffnet. Den Friedrichshainern und allen anderen Fahrgästen steht dann eine 22 Kilometer lange U- Bahn-Strecke von Ost nach West zur Verfügung.

Ein Gedanke zu „90 Jahre U-Bahn-Linie E (U 5) in Friedrichshain.“

  1. Hallo Familie Hoheisel,
    es ist schön zu lesen, dass Lehrer auch in der Rente
    Lehrer bleiben und Andreas unseren Kiez und die Stadtgeschichte noch mag. Danke und weiter so.
    Gruß aus der Heimat eines Teils der Familie und viel Gesundheit im neuen Jahr 2024
    s.blk

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