Elite mit Fehlern – das Andreasgymnasium im Jahre 1936 | Quelle: privat

Elite mit Fehlern

|Korridore im Andreasgymnasium, 1936 Quelle: Privat Foto vor 1914
Lange Korridore vermitteln eine fast klösterliche Atmosphäre. / Quelle: Privat Foto vor 1914 /

Unbekannt eingeliefert

Im März 1919 tobte in der Andreasstraße und ihrer Umgebung der Bürgerkrieg. Unter der Führung des späteren SS-Obergruppenführers Wilhelm Reinhard ging das gleichnamige Freicorps mit äußerster Brutalität gegen die Bewohner des Viertels vor, Revolutionäre und solche, die sie dafür hielten. Am 10. März wurde das Andreasgymnasium von der Reinhardtruppe besetzt. Willkürliche Verhaftungen folgten. Drei junge Männer: Kurt Friedrich, Hans Galuska und Otto Werners wurden in die Schule geführt. Die befehlshabenden Offiziere reagierten weder auf Bitten oder Argumente der Familienangehörigen. Am 12. März erfuhr die Mutter vom Kurt Friedrich, die drei Freunde lägen „unbekannt“ eingeliefert im Leichenschauhaus. Kurt war an Kopf- und Hüftschüssen gestorben, durch Schüsse aus nächster Nähe war Otto Werners Gesicht zerfetzt worden und Hans Galuska hatte neben Schusswunden auch Verletzungen durch Schläge. Allen dreien fehlten Schuhe, Jacken, Hüte. Wieland Herzfelde, der ähnlichem Terror im Zellengefängnis Moabit entkommen, war, sagte später: „die Misshandlungen der Gefangenen vom Ins-Gesicht-Spucken bis zum An-die-Wand-Stellen und Totschlagen sind so allgemein, die Quälerei in Gegenwart der Offiziere so selbstverständlich, daß ein einstudiertes Lynchen mit Instruktionsstunde, fast vernünftig scheint.“

Herr Krüger

Mit Überschriften wie „Herr Krüger ist ein Prügelheld”, machten sich „rote“ Schulzeitungen unbeliebt, wenn sie schrieben: „mit der Prügelstrafe will man uns zu Knechten erziehen“. Als 1930 die Schulzeitung „Andreasschüler” verteilt wurde, nahm die Polizei den Verteiler fest. In eine Zelle gesperrt, schlug der Verteiler vom „Andreasschüler” mit Fäusten gegen die eiserne Tür. Seine Freunde standen vor der Wache. Die Polizeiwache lag in einem Wohnhaus der Andreasstraße. Aufgeschreckt vom Lärm gingen die Hausbewohner auf die Straße und Passanten blieben stehen. Als sie erfuhren was geschehen war, kam es zum Protest gegen die Polizei, bis sie den jungen Mann wieder frei ließ.

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