
Lehrer Schmerse
Am Andreasgymnasium war auch nach 1933 etwas vom Widerstandsgeist gegen Gewalt und Bevormundung übrig geblieben. Am 6. Februar 1936 sollten die Schüler in der zweiten Deutschstunde der Sexta 1 einen Aufsatz zum NS-Feiertag, dem 30. Januar, schreiben. Lehrer Schmerse lobte nur einen Text, den Schüler Meller vorlesen durfte. Es ging um zwei italienische Jungen, die den 30. Januar 1933 miterlebt hatten. Das besondere: Schüler Meller war von „mosaischer Religion“. Am nächsten Tag malte jemand eine Karikatur von Meller an die Tafel. Lehrer Schmerse drohte mit einer Stunde Arrest. Daraufhin entschuldigten sich die Urheber. 28 jüdische Schüler, davon 25 aus Friedrichshain, mussten bis 1937 das Gymnasium verlassen. So Heinz Birnbaum, der von Ostern 1930 bis zum 28. September 1933 am „Andreas“ gelernt hatte. Am 4. März 1943 wurde er als Mitglied der Herbert-Baum-Gruppe in Plötzensee hingerichtet.
Schulspeisung
1947 lag der Tagessatz für „die am Andreas“ bei 10 Gramm Trockenmagermilch, 13 Gramm Weizenvollkornmehl, 11 Gramm Marmelade, 3 Gramm Zucker, 41 Gramm Nährmittel, 2 Gramm Fett und 75,5 Gramm Gemüse. Als Ersatz für Kartoffeln kamen abgelagerte braune Bohnen in den Topf. Salzgemüse lieferte Firma Hermann Junker in der Fruchtstraße 59. Meistens ungewaschen klebten oft alte Blätter oder Erde an den Möhren. Der Zucker war beim Anliefern feucht und die Trockenmilch schmeckte sauer.
Neuer Name
Das Wehrkreiskommando Friedrichshain organisierte im Mai 1969 mit der „Arbeitsgruppe Sozialistische Wehrerziehung“ am „Andreas“ eine Exkursion zu Truppenteilen der NVA. Dabei durften sich die Jungen der zehnten bis zwölften Klassen im Gefechtsschießen üben. Am 28. November 1972 trat das 35. NVA-Grenzregiment mit allen 456 Schülern zum Appell an. FDJler der elften und zwölften Klassen lasen aus Aufsätzen zum Thema: „Friedrich Engels, ein Militärtheoretiker“ vor. Anlass war die Namensverleihung in „Friedrich-Engels-Oberschule“.
Unebenheiten
Heute gehört das „Andreas“ nicht nur in der unmittelbaren Umgebung zu den gefragten Schulen. Allerdings, jahrelang war Schimmel allgegenwärtig. Wasser stand im Keller und wurde ständig abgepumpt. Regenwasser drang durch das undichte Dach bis in die Klassenräume. Damit sie nicht aus den Rahmen fielen, mussten etliche der maroden Fenster zugenagelt werden. Staub wehte vom ungepflegten sandigen Schulhof in die Klassenzimmer. Über 400.000 € kostete die Sanierung der Schule. Am Andreasplatz warten mittlerweile schicke Wohnungen auf Eigentümer. Rücksichtslos achteten die Architekten der Wohnungen nicht auf die Gebäude des Andreasgymnasiums. Dort kommt es jetzt im Südflügel zu Rissen im Fußboden, den Decken und Wänden.