Christoph Fringeli, Gründer und Inhaber von „Praxis Records & Books“.
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Musik ist um uns herum. Oft nehmen wir sie gar nicht zur Kenntnis: Im Radio dudelt sie, in Supermärkten, in Telefonwarteschlangen, selbst das S-Bahn-Abfahrtsignal hat eine Melodie. Dabei sollte Musik, ebenso wie Essen und Trinken, stets mit Bedacht genossen werden. Und genauso wie bei der Nahrung gibt es Moden und Geschmäcker, gibt es Billigangebote von der Stange, Ausgefallenes für einen eher kleinen Kreis und Rares für Leute, die es sich leisten können. So gesehen ist der kleine Plattenladen „Praxis Records & Books“ in der Lenbachstraße 9 ein Spezialitäten-Geschäft, denn Ware für den Massengeschmack wird hier nicht angeboten. Das heißt: es wurde. „Gestern haben wir zugemacht und bis zum 15. Oktober müssen wir raus“, erklärt Christoph Fringeli. Christoph ist ein mittelgroßer, ruhiger Mensch mit kurzem Haar und trägt dunkle, eher praktische Kleidung als guten Zwirn. „Dass saniert werden musste, stand schon längere Zeit fest. Wir dachten, dass der Vermieter dies mit uns zusammen macht. Aber er hat wohl etwas anderes vor.“ Ob es einen neuen Laden geben wird, ist ungewiss. „Wenn wir keinen bekommen, dann verkaufen wir nur noch online.“ Einen Büro- und Lagerraum gibt es bereits.
Wir sitzen in der warmen Herbstluft und schauen über den grünen, von der Sonne beschienenen Annemirl-Bauer-Platz hinüber zum ausgebauten Bahnhof Ostkreuz. Das hier ist nun beste Stadtlage. Auch die Eigentümer dieses Hauses möchten wohl gern etwas von dem Geld abhaben, das Touristen an ihren Zielorten verschleudern. Authentizität ist dabei, wie die Erfahrung lehrt, nicht so wichtig.