Der Fotograf Jochen Haupt, Foto (Detail): Giovanni Lo Curto

Ein Dokumentarist seiner Zeit

Jochen Haupt als Flakhelfer
Jochen Haupt 1944 als Flakhelfer auf einem Dach in Hohenschönhausen, fotografiert mit Selbstauslöser.

Mit Glück den Krieg überlebt

Als der Krieg ausbrach, änderte sich zunächst kaum etwas für den Jungen. Wie seine Freunde sammelte auch er morgens nach Angriffen auf der Straße Granatsplitter, um sich in der Schule zu beweisen und zu tauschen. Ernst wurde es dagegen 1943, als er zu seinem 15. Geburtstag die Einberufung als Luftwaffenhelfer bekam. Stationiert war er zunächst in Hohenschönhausen und Rüdersdorf. Im Westerwald, wo er als Telefonist zu einem Funkerlehrgang war, hörte er mit einem Tornister-Funkgerät BBC-London, um zu erfahren, was es mit den Geräuschen hinterm Horizont für eine Bewandtnis hatte. „Ich habe mich dann beim Lehrgang wie ein Schwejk benommen, mich eifrig gemeldet und immer mit Absicht falsche Antworten gegeben, bis sie mich zurück nach Friedrichshagen zu meinem Restkommando schickten.“ –„Das war sein Glück“, ergänzt Frau Haupt. Der Lehrgang wurde kurz darauf an der Front verheizt, wie später ein Freund berichtete. Die letzten Kriegstage verbrachte Jochen Haupt als Deserteur versteckt im heimischen Keller. Die selbst ermächtigte Heimreise war ein gefährliches Abenteuer, immer auf der Hut vor den ‚Kettenhunden‘. So nannte man die Militärposten, die alle Männer in den Volkssturm pressten, derer sie habhaft wurden. Ein ‚Goldfasan‘ (so nannten Berliner hohe Nazi-Bonzen), der im Haus wohnte und uns nicht leiden konnte, ahnte etwas, und schob ihnen seine Dienstpistole unter, damit sie von den Russen Ärger bekämen. „Doch meine Mutter fand sie zum Glück und ließ sie verschwinden.“

Was sagst Du dazu?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert