Der Uhrmachermeister Bernd Siebert im Friedrichshain, Berlin. Foto: Giovanni Lo Curto.

Der Uhrmachermeister Bernd Siebert

Der Uhrmachermeister Bernd Siebert im Friedrichshain, Berlin. Foto: Giovanni Lo Curto.
Meister Siebert; der letzte Uhrmacher mit eigenem Laden und Werkstatt in Friedrichshain.
/ Foto: Giovanni Lo Curto /

Ein treuer Kundenstamm

Ich frage, wie das Geschäft jetzt läuft und Meister Siebert grinst mich an: „Die Lage des Ladens hier kann man getrost als stabilste Seitenlage der Welt bezeichnen!“ Also ist er zufrieden: „Ich bin Rentner, verdiene mir etwas dazu und bin froh, dass es so gut läuft. Ich habe den Ruf, auf Glashütter Kaliber spezialisiert zu sein, nehme aber auch andere.“ Manchmal lohnt sich eine Reparatur gar nicht. „Uhren sind Erinnerungsstücke. Die muss man zum Laufen bringen. Und wenn ich acht Stunden Arbeit in eine hineinstecke!“ Das Geschäft scheint so etwas wie ein Treff geworden zu sein, in dessen Mittelpunkt der Uhrmacher steht. „Der Laden ist nie leer. Zu mir kommen Kinder und Kindeskinder alter Kunden. Manche kommen inzwischen mit Stöckchen und Wägelchen, aber im Kopf läuft es noch rund. Ein bisschen komme ich mir dann vor, wie ein Pastor.“
Berührt hat ihn eine Begebenheit, als ein alter Mann mit Sohn und Enkel in den Laden kam und letzterer sprach: „Ich bekomme die Uhr meines Großvaters und möchte sie noch einmal einer Revision unterziehen.“ Es war eine Glashütter Spezimatic. Bernd Siebert machte vorsichtig darauf aufmerksam, dass dies gewiss nicht ganz billig wird. „Da wenden Sie sich bitte an meinen Großvater.“ Mit diesem hat er dann das Geschäftliche ausgehandelt. Zum Abholen kamen sie wieder zu dritt. „Nicht der Wert der Uhr war das Besondere“, erklärt Meister Siebert, „sondern der Vorgang. Das war ein Familien-Ritual, in dessen Mittelpunkt die Uhr gestanden hat.“ Solche Erlebnisse motivieren natürlich.
Alles schön, möchte man meinen, wenn Meister Siebert nicht der letzte Uhrmacher mit eigenem Laden und Werkstatt in Friedrichshain wäre. Stirbt dieses Handwerk aus? Hoffentlich nicht, denke ich, obwohl ich ja selbst nicht Uhrmacher geblieben bin.

Ein Gedanke zu „Der Uhrmachermeister Bernd Siebert“

  1. Bin zufälliger Weise auf der Suche nach vorweihnachtlichen Bildern
    & stoße nun auf meinen sehr netten Lehrmeister.
    Damals 1981/ 82 muß es gewesen sein war ich in der Annahmestelle -Vogtstrasse die zum Berliner Uhrenservice gehörte. (es gab später bis zu 24 Annahmestellen). Für mich war dies etwas besonders unter Bernd Siebert zu arbeiten, denn wir sind zwei sehr starke Charaktere die des öfteren Ihren Willen durchsetzen wollten. Mit Bernd Kurze waren wir ein Dreiergespann
    das sich in der recht großen Filialen gegen die restlichen Damen durchzusetzen wußten.
    Dort zu arbeiten war etwas besonders und habe mich seinerzeit bei
    Bernd Siebert dafür bedankt, denn für mein weiteres Leben war der Start dort sehr hilfreich.
    Danke.
    Alles Gute weiterhin wünscht Ronald Berg 10.11.2016

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