Entwerter/Oder | Ein Experiment, das scheitern kann

Berlin, 1982: Titelblatt der ersten Entwerter/Oder-Ausgabe. Entwurf: Siegmar Körner
Berlin, 1982: Titelblatt der ersten Entwerter/Oder-Ausgabe. Entwurf: Siegmar Körner

Kunst durchsetzen

Sehr schnell wurde die Staatssicherheit aufmerksam, die natürlich einen Gesetzesverstoß konstatierte. Eine Akte wurde angelegt. Doch überwog die Befürchtung, dass eine strafrechtliche Verfolgung wegen der vermeintlich geringen Wirkung der Hefte nicht lohnenswert sei und durch zu erwartende Medienberichte im Westen vielleicht mehr Schaden anrichten könne. Dennoch blieb das MfS an ihm dran. Man beließ es beim Beobachten und Material-Sammeln. „Eine Nachbarin berichtete mir umgehend, wenn sich wieder jemand für mich interessiert und im Haus Informationen eingeholt hatte.“
Nicht nur für die Herausgabe sondern auch für die Beteiligung jedes einzelnen Künstlers an diesem Projekt gehörte Courage. Auch deshalb wurde die Zeitschrift mit ihrer eigenwilligen Kombination aus Texten, Zeichnungen, Fotografie und Grafik zu einem gefragten Medium in der alternativen Kunstszene. Umso empfindlicher wurden Schienbeintritte wahrgenommen, wie der aufsehenerregende Beitrag, der unter Pseudonym in der Westberliner Stadtzeitung zitty 1985 erschien, in dem es hieß, dass im Entwerter/Oder darüber nachgedacht werde, „wie man im Samisdat-Verfahren ein Bömbchen basteln kann.“ Wer steckte hinter dieser Falschmeldung? „Das war eine gezielte Indiskretion und Verbalattacke, um uns zu schaden,“ kommentiert Warnke.

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