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Einst konnte man auf Türmen mehrarmige Gestelle sehen. Per Flügelstellung stellten sie Nachrichtenzeichen dar. Wenig später eilten elektrische Impulse zwischen Telegrafenstationen hin und her. Aber um Worte ins Telealphabet zu übertragen, war fachkundiges Personal nötig. Ein Kostenfaktor. Im Gegensatz zu den Preisen für Telegramme stiegen die Investitionen für das Telegrafennetz. Allerdings erlebte Generalpostmeister Heinrich von Stephan am 24. Oktober 1877 eine Initialzündung. Vom Leiter des Telegrafenamtes London erhielt er zwei Telefone der amerikanischen Firma „Bell“. Er erkannte, dass ungeschulte Beamte von Postämtern ohne Telegrafenanschluss per Wort Telegrammtexte zum Telegrafenamt durchgeben konnten. Von Stephan ließ ein Telefonkabel vom Postamt Friedrichsberg in der heutigen Jungstraße in die Reichstelegrafenanstalt Rummelsburg legen. Am 12. November 1877 ertönte dort der Pfiff einer Signalpfeife. Mit ihr wurde der Gesprächswunsch angekündigt. Um Fremdwörter zu vermeiden, kreierte von Stephan den Postamtssprachbegriff „Fernsprecher“. Die Firma Bell war beim Patentschutz nachlässig. So übernahm Siemens & Halske mit 200 Geräten täglich den Bau weiterer Apparate. Die jährliche Miete für einen Apparat betrug 200 Mark, etwa das halbe Jahreseinkommen einer Näherin. Dennoch wurden die Berliner „Upper Ten“ neugierig und so war die „Julius Pintsch – Fabrik für Gasapparate“ in der Andreasstraße 1881 eine der ersten am Telefon in Friedrichshain.