Heike Weingarten, Mitbegründerin des Mieterladens Kreutzigerstraße 23. / Foto: Giovanni Lo Curto /

Friedrichshain ist familiärer

Heike Weingarten 1984, aufgenommen in Brandenburg / Foto: privat /
Heike Weingarten 1984, aufgenommen in Brandenburg
/ Foto: privat /

Aufbruch im Nordkiez

In der Bänschstraße 79, gleich neben der legendären, aber längst vergessenen Kneipe „Taubenschlag“ besetzte Heike mit ein paar Freunden 1990 einen leerstehenden Laden der Nationalen Front. Dies war eine Organisation, die von 1949 bis 1989 alle Parteien und Massenorganisationen der DDR unter der Führung der SED zusammenhielt, und nun ausgedient hatte. „Zuerst dachten wir an einen coolen Raum für Partys“, gibt sie lachend zu. „Doch mit dem aufkeimenden Bewusstsein, dass es bald zu Mietsteigerungen kommen würde, entschieden wir uns bald für eine Beratungsstelle.“

Der Ruf der großen Stadt

Heike wuchs am Stadtrand in Wilhelmshagen im Bezirk Köpenick auf. Wie bei vielen jungen Leuten übte die Innenstadt von Berlin einen unwiderstehlichen Bann auf sie aus. Freunde fand sie in zwei Cliquen, die unterschiedlichen Randgruppen angehörten: Punks und New Romantics. „Die waren alle schon etwas älter als ich. Bei manchen Fragen, die mir so kamen und die mir keiner in der Schule beantworten konnte, waren sie schon etwas weiter. Da konnte ich was dazu lernen.“ Dies ist eine typische Umschreibung für die Feststellung, die viele DDR-Jugendliche machten: Politik und Gesellschaft um sie herum waren alles andere als so schön human und freundlich, wie es Lehrer und Medien glauben machen wollten.
„Meine Romantic-Freunde zogen mich ab und zu auf und riefen: ‚Na, jehste wieder zu deine Schmuddels?‘ Und umgekehrt, sprachen die Punks ähnlich abschätzig über die anderen. Aber die Akzeptanz in beiden Szenen hat auch meinen Blick erweitert.“

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