Streik
Ähnlich wie in anderen Großbetrieben versammelten sich am 3. März 1919 die Arbeiter der Knorrbremse, um über einen Generalstreik abzustimmen. Mehrheitlich votierte man für den Streik. Gefordert wurden umfassende Mitbestimmungsrechte in der Produktion und in der Gesellschaft. Um 21 Uhr lag der Schlesische Bahnhof im Dunkeln. Telegrafen und Telefone blieben stumm. Die Polizei versuchte rücksichtslos Streikversammlungen aufzulösen. Das führte zu ersten bewaffneten Zusammenstößen mit der Polizei. Wie bei späteren Gerichtsverhandlungen ans Licht kam, mischten sich Freikorpsleute als „taktische Provokateure“ unter die Aufständischen.
In der Innenstadt eskalierte die Lage. Um „seinen“ Kiez zu schützen, stürmte Alfred Walther mit Genossen am Strausberger Platz ein Polizeirevier. Kriminelle nutzten den Aufstand zur persönlichen Bereicherung. „Hyänen der Revolution“, wie die Streikleitung Plünderer bezeichnete, stahlen dem Konfektionshaus Pick in der Großen Frankfurter Straße Seidenstoffe im Wert von 300.000 Mark.
Medial vom „Vorwärts“ gestützt, erhielt Gustav Noske als örtlicher Militärbefehlshaber die umfassende Befehlsgewalt, um „sich gegen terroristischen Streikzwang zur Wehr zu setzen.“ Nachdem Noske die Bahnhöfe besetzen ließ, traten unterstützt von den Arbeitern der Gas- und Stromversorgung 20.000 Eisenbahner in den Streik. Die Gefechte von Regierungstruppen und Freikorps gegen Arbeiter, die angesichts der Morde an ihren Anführern Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht „um die Herrschaft des Proletariats“ kämpften, gingen weiter, bis die Innenstadt unter Granatenbeschuss und Maschinengewehrfeuer lag. In dieser Situation scheiterte der Streik am 8. März.