Die Zeitschrift Die Insel | Quelle: Titelblatt der Zeitschrift von 1931

Mit der Umsturzkaroline per Du

Die Zeitschrift Die Insel | Quelle: Titelblatt der Zeitschrift von 1931
Die Insel war eine mehrerer Zeitschriften für die Schwulen und nur unter dem Ladentisch zu erwerben. / Quelle: Titelblatt der Zeitschrift von 1931 /

Mit Franz unterwegs

Das Hotel & Café Markushof in der kleinen Markusstraße 5 war bereits 1913 ein Treff punkt der Szene. Am 13. Dezember 1919 wurde hier zum Japanischen Blumenfest geladen und die schönste Geisha mit einer Flasche Champagner belohnt. Ein Toni Knilling trat mit Tanzillusionen auf, Karol Süßlich und Luv Weißensee gaben Kabarettistisches zum Besten. Beim Damenball blieben die Türen mittwochs und donnerstags für Männer verschlossen. Franz war deshalb nicht traurig. Er ging dann zur Koppenstaße 47, wo in der Küchen-Diele ein Bauernball gegeben wurde. Das Café Riga in der Rigaer Straße 56 lud Freundinnen und Freunde im Osten zu täglichen Künstlerkonzerten ein. Neben einem vorzüglichen Weinkeller lockte eine vorzügliche Küche zum Besuch. Gastronomische Events waren ein Szenestandard wie in der Memeler Klause, Memeler Straße 2 (heute Marchlewskistraße). Zu deren Eröff nung am 30. Oktober 1920 spielte eine Tiroler Kapelle auf. Unter regem Zuschauerzuspruch ehemaliger Soldaten, die während des Krieges ihre „andere Seite“ entdeckt hatten, gehörten Amateur-Ringkämpfe wie am 16. April 1921 zu den weiteren Spezialitäten der Klause. Einige Monate später wurde der Naschkeller (Kakao- und Schokoladenstube) in der Lichtenberger Straße 5 zu einem Hotspot der Szene. Hier gab der damals allseits bekannte Tänzer Riamaska seine Vorstellungen, und wenn sich mittwochs die Lesben trafen, so stiegen sie ein Stockwerk höher, wo die Gattin eines Fritzchen Rammont ihren Schönheitssalon mit Höhensonnen unterhielt. Allen Insidern stand ein breites Netzwerk von Dienstleistungen aller Art zur Verfügung. Die Klubs, sie zählten zu Dutzenden, waren Orte für viele Künstler wie dem wohlbeleibten Damenimitator Mieke, der als ägyptische Tänzerin oder als Olga Desmond auftrat – barfuß, im weißen Tüllkleidchen mit entblößten Schultern und Blumenkranz im Haar, sofern er nicht den Tanz der Salome um den Kopf des Johannes gab oder einen indischen Opfertanz zelebrierte.

Lesbenkneipe | Quelle: Zeitschrift Die Freundin Ein Blick auf eine der zahlreichen Damenabende der 20er Jahre / Quelle: Zeitschrift Die Freundin /

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