Die Zeitschrift Die Insel | Quelle: Titelblatt der Zeitschrift von 1931

Mit der Umsturzkaroline per Du

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 Haupttreffpunkt der lesbischschwulen Szene der 20er Jahre: DasCafé Kobold | Quelle: Werbeanzeige in der Zeitschrift Die Fanfare
Das Café Kobold war Café, Restaurant, Veranstaltungsort und Haupttreffpunkt der lesbischschwulen Szene der 20er Jahre. / Quelle: Werbeanzeige in der Zeitschrift Die Fanfare /
Die Klause in Berlin Friedrichshain in den 20iger Jahren| Quelle: Werbeanzeige in der Zeitschrift Fanfare
Die Klause wurde um 1920 überwiegend von männlichem Publikum besucht. / Quelle: Werbeanzeige in der Zeitschrift Fanfare /

Bitteres Ende

Wegen seiner Verbindungen zu jungen Männern wurde Franz 1934 angezeigt. Strafbares war ihm allerdings nicht nachzuweisen. In dieser Zeit traf sich dienstags der Verein Lustige Neun im Restaurant Österreich in der Großen Frankfurter Straße 14 zum Kegeln. Einmal im Monat waren alle Geneigten zu sehr ausgelassenen Bällen in den Residenzsälen der Blumenstraße eingeladen. Der Alkohol floss dann in Strömen und die Frauen waren männlicher gekleidet als die Männer und umgekehrt. Ungeniert liebten sich Paare in aller Öffentlichkeit, bis im Juni 1936 der Gestapo auffiel, dass alle Vorstandsfrauen der Lustigen Neun wegen ihrer Aktivitäten im Bereich der lesbischschwulen Gemeinschaft im Strafregister standen. Der Klub sollte aufgelöst werden, was aber nicht geschah. Unter der verdeckten Beobachtung der Gestapo blieben die Vereinsaktivitäten bis 1940 ein Treff für Lesben und Schwule. Nicht ungefährlich für die letzteren. Im Herbst 1936 verhaftete die Gestapo in einer Blitzaktion eine Gruppe von Männern in Frauenkleidung. Auf diese Weise kam 1937 Emil Richard Becker (Milo) mit seinen Freunden in Gewahrsam. Alle wurden gefoltert. Erfolglos. Keiner belastete andere Personen. Im März 1938 stand Franz wegen einer Beziehung zu einem Stricher vor Gericht. Für ein Jahr und neun Monate kam er ins Gefängnis. Am 22. Dezember 1939 freigelassen, fand er Arbeit bei einer kleinen Firma in der Warschauer Straße. Am 24. Mai 1942 wurde er von Strichern denunziert und unter dem Vorwurf des Kontaktes zu Strichern festgenommen, der ihm seit 1934 untersagt war. Die Ermittlungen zogen sich hin. Sein Freund Erich Beer besuchte ihn im Gefängnis, sorgte sich um die Wohnung, versorgte ihn mit Kleinigkeiten und nahm sein persönliches Eigentum in Verwahrung. Dann stand die Verhandlung an. Als Franz seine Anklageschrift in seiner Zelle im Gefängnis Plötzensee las, verlor er jeden Lebensmut. Schutzhaft, also das KZ, war als Urteil anvisiert. Um diesem Urteil zu entgehen, erhängte sich der 69-Jährige einige Tage vor dem Prozess.

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