Bruno Flierl in seinem Arbeitszimmer / Foto: Giovanni Lo Curto /

Ich bin mein eigener Auftraggeber

Studentenarbeit und Architekturtheorie

Beeindruckt war Flierl von Persönlichkeiten wie Hans Scharoun, Ludmilla Herzenstein und Selman Selmanagić, die heute zu den führenden Architekten des Neuen Bauens im Nachkriegsberlin zählen. In den ersten Nachkriegsjahren bei allen Alliierten als integre Personen anerkannt, standen sie für den Aufbau eines neuen demokratischen Deutschlands. Ihr Kollektivplan von 1946 gilt bis heute als Meilenstein in der Planungsgeschichte der Stadt. Bruno Flierls erster Kontakt mit der Planungstätigkeit kam 1951 im Vorfeld der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten zustande. Selmanagić gab ihm die Möglichkeit, den Vorentwurf für ein Mehrzweckgebäude im Stadion der Weltjugend auszuarbeiten.
Für Flierl lag es jedoch näher, auf theoretischem Gebiet zu arbeiten. Ihn interessierte die Beziehung zwischen Architektur und Gesellschaft: wer zahlt, wer baut, wer nutzt, wer ist Bauherr? In der DDR wurde der Bauherr Auftraggeber genannt. Dass sich manche Funktionäre mitunter übler aufführten als kultivierte Bauherren im Kapitalismus, ist eine Ironie der Geschichte. „Ich trat für einen entwickelten Sozialismus ein. Der existierende war ja von oben eingeführt worden. Ich wollte in einem Problemlösungsprozess wirken und nicht Befehlsempfänger sein.“ An der gerade gegründeten Deutschen Bauakademie begann Flierl 1952 seine berufliche Tätigkeit mit dem Ziel, moderne Architektur mit dem Sozialismus zusammen zu bringen.

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