Architektur, Bildende Kunst und marxistische Kulturtheorie
Für Bruno Flierl ist Bildende Kunst nicht nur Anhängsel eines Bauwerks, Kunst am Bau, sondern ein gestaltendes Element in der Lebensumwelt. Er brachte Mitarbeiter des Bundes Deutscher Architekten und des Verbands Bildender Künstler zu Arbeitsgruppen zusammen, in denen gemeinsam über Bilder und Skulpturen für Stadtzentren diskutiert wurde. Die großen Wandbilder des spanischen Emigranten Josep Renau an einem Elfgeschosser in Halle-Neustadt waren für ihn ein beachtliches Beispiel. „Obwohl auch da wieder reingeredet worden ist.“ So begrüßte er auch, dass Menschen selbst zum Farbtopf griffen, um ihre Umwelt zu gestalten und bezeichnete die kleinen Kunstwerke, die während eines Straßen- oder Hoffestes an Häusergiebel oder Hoffassaden gemalt wurden, als Bürgerbilder. Er beschrieb sie als naive Kunst, die nicht auf so lange Dauerhaftigkeit angelegt war, wie die staatlich geförderte Kunst am Bau.
Bruno Flierl stützte sich in seinen Bemühungen auf die marxistische Kulturtheorie, die Kultur als Wertbegriff des Lebens auffasst und Hoffnung auf eine sozialistische Demokratie nährte: „auf kreatives Denken und Handeln für die gemeinsamen Angelegenheiten im gesellschaftlich Leben, für die res publica. Politik muss immer von der Kultur getragen sein und nicht umgekehrt.“