Florian Günther ist nicht nur der Dichter und Fotograf, sondern vor allem ein Beobachter. Foto: Giovanni Lo Curto

Wahrhaftigkeit ist wichtig

Der Hund namens Krause, benannt nach seinem Herrchen, der ihn beim Spielen verloren hat, konnte zum Kacken gehen selbst die Türen öffnen. 19??? Foto: Florian Günther
Der Hund namens Krause, benannt nach seinem Herrchen, der ihn beim Spielen verloren hat, konnte zum Kacken gehen selbst die Türen öffnen. 19?? Foto: Florian Günther

Bilder von der weiten Welt

Florian Günther arbeitete nach der Wende als Grafiker und Fotograf, kam viel herum, war oft in Frankreich, wo er Fotos für das Basler Magazin machte. Dann, 1993, führte ihn ein Auftrag nach Brasilien, wo er 3-D-Fotos von Umweltprojekten machte, aber auch Unmengen privater Fotos von den Menschen, denen er dort begegnete und von denen viele später in seinem ersten Fotoband „Reisen ohne wegzumüssen – Fotografien 1984–1994“ erschienen. Er flog auf dieser Reise allein in Brasilien 36 Mal, sah viel Schönes, Einzigartiges. Aber die bittere Armut, mit der er immer wieder konfrontiert wurde, setzte ihm zu. „Für viele da brauchte man gar keine Mauer zu bauen, weil sie eh nicht über die erstbeste Müllkippe hinauskamen …“
Wie manch anderem in seinem Alter fällt auch ihm der Rückblick auf das Land, in dem er aufwuchs, immer schwerer, und so wundert er sich: „Wie milde ich im Rückblick geworden bin. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, wie frustrierend vieles war.“ Aber er ist zufrieden, wie es mit dem DreckSack, der Edition Lükk Nösens und seinen Büchern läuft. Sein aktuelles, schon erwähntes Fotobuch, das er in Kooperation mit dem Mainzer gONZo-Verlag herausgegeben hat, findet viele Interessenten. Es ist 250 Seiten stark und erzählt von jenen, denen Günther in den vergangenen zehn Jahren in Friedrichshainer, Kreuzberger und Prenzlauer Berger Kneipen begegnet ist: Künstlerfreunde, Arbeiter, Kassiererinnen, Frührentner, Prostituierte, Polizisten, Lehrer.

Florian Günther ist nicht nur der Dichter und Fotograf, sondern vor allem ein Beobachter. Foto: Giovanni Lo Curto
Als wir uns schon verabschieden, kommt ihm noch ein witziger Gedanke, vielleicht der Rohstoff eines weiteren Gedichts: „Wenn ich gestorben bin“, sagt er, „verscharren sie mich wahrscheinlich auf dem Friedhof an der Landsberger Allee gegenüber dem Krankenhaus, in dem ich geboren wurde. – Und auf dem Grabstein“, fügt er grinsend hinzu, „wird stehen: Er hat ein Leben lang gebraucht, die Straße zu überqueren!“

Ein Gedanke zu „Wahrhaftigkeit ist wichtig“

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