Wundermittel unkontrolliert
Nach den Worten von Heinrich Rau, dem Vorsitzenden der deutschen Wirtschaftskommission (DWK), am 9. Juni 1948 sollten die Volkskontrolleure gegen „alle die Wirtschaft schädigenden, ungesetzlichen Handlungen vorgehen“. Im Bestreben „Sabotage, Spekulation, Schiebertum und unerlaubte Kompensationsgeschäfte“ zu unterbinden, wurden nicht nur Wohnungen und Privatbetriebe durchsucht, Fahrzeuge beschlagnahmt und wegen seiner Nähe zur Sektorengrenze am S-Bahnhof Warschauer Straße Fahrgäste aus der S-Bahn geholt, sondern auch der Westpresse Themen geliefert.
Die Westberliner Zeitung „Der Abend“ kommentierte im November 1948: „Kommunisten beiderlei Geschlechts in Zivil, die mit weißen Armbinden und weißen Fahnen ausstaffiert sind, holen Personen, die sie für verdächtig halten, aus den Zügen. Erst wenn ein Volkskontrolleur mit einer Fahne winkt, darf der Zug weiterfahren. Das Eisenbahnpersonal ist an die Weisungen der Kommunisten gebunden, die angeblich dem Schutze der Sowjetzonenwirtschaft dienen.“ Nach vielen Beschwerden wies die DWK an, dass alle Aktionen „nur unter Führung der zuständigen Polizei erfolgen“ sollten. Daraufhin übernahm die Volkspolizei Aufgaben der Volkskontrolle und die Volkskontrollausschüsse wurden ab dem 13. April 1949 von einer zentralen Kontrollkommission geführt.
Wundermittel in Not
Johann Burianek war Fahrer beim VEB Secura. Heimlich leitete er eine 7-köpfige Kollegengruppe im Betrieb, die Anschläge gegen die Weltfestspiele der Jugend im Jahre 1951 plante. Mit einem Wurfgerät für Phosphorgeschosse sollte die Sporthalle an der Stalinallee beschossen werden. Das blieb erfolglos. Dafür wurde ein HO-Kiosk am Strausberger Platz in Brand gesetzt und 250 Stinkbomben auf die Straße geschleudert, als FDJ-Kolonnen im Anmarsch waren. In der Planung blieb, das Stalindenkmal gegenüber der Sporthalle mit Handgranaten zu sprengen. Als Beweis dafür, dass der Aufbau in der DDR nicht wegen Planungsmängeln oder Inkompetenz stockte, sondern von Agenten und Saboteuren gestört würde, wurde die Gruppe 1952 verhaftet und ein Schauprozess initiiert, wobei Burianek zum Tode verurteilt wurde. Es ging um viel, denn es fehlte die Bereitschaft, den bewaffneten Volkspolizeiverbänden (KVP) beizutreten, die seit 1950 aufgestellt worden waren. Das wurde am 5. Juli 1952 im Berliner Glühlampenwerk deutlich. Von heftigem Gelächter vieler Lehrlinge begleitet, verpflichteten sich drei Lehrlinge, nach Abschluss ihrer Ausbildung zur KVP zu gehen. Daraufhin übernahmen treue SED-Genossen, die eine Schießausbildung erhielten und nur wenig Unterstützung in der Belegschaft fanden, Überwachungsaufgaben im Werk, nicht nur, um Anschläge zu verhindern, sondern auch um nach vermeintlichen Feinden zu fahnden, was diese Genossen noch weniger beliebt machte.