Freiwillige Helfer der Volkspolizei | Quelle: Zeitschrift Der Volkspolizist

Auffallend unauffällig

Freiwillige Helfer der Volkspolizei | Quelle: Zeitschrift Der Volkspolizist
Die Volkskontrolleure arbeiteten auf freiwilliger Basis. Das Bestreben, eine Basisorganisierte Wirtschaftskontrolle einzuführen, scheiterte an den realen politischen Verhältnissen der Zeit. Die Volkskontrolleure gerieten zu einer willkürlich agierenden Macht. / Quelle: Zeitschrift Der Volkspolizist /

Wundermittel neu

Mit der Verordnung über die Zulassung freiwilliger Helfer der Volkspolizei (FHVP) sollte diesen privaten Initiativen ein organisatorisches Konzept verabreicht werden. Eine rote Armbinde reichte als Erkennungszeichen. Waffen waren für die Helfer tabu und für die Leitung und Ausbildung der Helfer war die Volkspolizei verantwortlich. 1962 bildete sich für Friedrichshain ein FH-Sonderstab, der eng mit Hausgemeinschaftsleitungen zusammenarbeitete. Er griff „auch die kleinsten Kleinigkeiten auf, um sie an die staatlichen Stellen weiterzuleiten“. Das Ziel war, „dem Kampf für Anstand und Ordnung, der in einzelnen Fällen ein Kampf gegen Rowdytum, Unsittlichkeit und anarchistische Tendenzen ist, eine große Aufmerksamkeit zu widmen“. Freiwilliger Helfer Hartenstein ermittelte „aufgrund seiner guten Verbindung mit der Bevölkerung 2 Personen, die keiner geregelten Arbeit nachgingen“ und meldete sie der Abteilung Inneres. Und er deckte den Waffenbesitz einer Frau aus der Bersarinstraße auf. Ihr Vater hatte aus dem Ersten Weltkrieg einen Trommelrevolver mitgebracht. Der Vater starb 1946 und der rostige Revolver blieb vergessen auf dem Hängeboden liegen. Als Handwerker die Wohnung renovierten, fanden sie die unbrauchbare Waffe. Die Frau wurde wegen unbefugten Waffenbesitzes zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. FH Hartenstein war einem Täter auf der Spur, der aus Häusern der Warschauer Straße Treppenschienen aus Messing stahl und sie an einen Altwarenhändler verkaufte. Für ein Kilo gab es 80 Pfennige. Ein FH-Aktiv für Verkehrssicherheit wachte über die Karl-Marx-Allee und sah dabei Autos im Parkverbot, unverschlossene Autos und wertvolle Gegenstände im Auto liegen. Wegen mangelnder Disziplin wurden die Besitzer zum Sonderstab vorgeladen. Brachten Ermahnungen nichts, folgten Anzeigen. Im zweiten Halbjahr 1964 gaben die FH über eintausend Hinweise zu Ordnungswidrigkeiten. 1975 waren in Friedrichshain 113 FH aktiv, davon 61 in Wohngebieten, 34 in Betrieben und die übrigen bildeten einen Zug, der zu besonderen Anlässen zum Einsatz kam. In den Achtzigerjahren verlor das „Wundermittel“ viel von seiner Kraft. Ein FH der Volkspolizeiinspektion Friedrichshain wohnte in der Simon-Dach- Straße und war Gaststättenleiter im Hauptberuf. Von einer Reise nach Sylt im Februar 1989 kehrte er nicht mehr zurück.

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