Jenaer Mühsam-Fans am Rande des Kirchentags von Unten 1987 / Foto: Gabi Trier /

Sich fügen heißt lügen

Hauptsache stolz

Als man bei der Errichtung der neuen Straßenzüge 1893 in der Berliner Spätgründerzeit viele neue Namen brauchte, lag es nahe, für die Straße mit der wenig schönen Bezeichnung 44a, Abt. XIII/2 einen zu wählen, der Preußens Glorie herausstellte. Wenn die ärmeren Einwohner aufgrund ihrer sozialen Ausgrenzung sonst schon nicht viel zu lachen hatten, sollten sie wenigstens ein Gefühl des Stolzes verspüren können.

Nicht mehr tragbar

Genau dies war fast sechzig Jahre später, nach der Vernichtung der faschistischen Wehrmacht, die den Mythos des preußischen Soldatentums verinnerlicht hatte, nicht mehr opportun. Ein Ort, der daran erinnerte, dass die nunmehr verfemten Preußen einen Sieg errungen hatten, ausgerechnet gegen die militärischen Vorläufer der ruhmreichen Sowjetarmee, war in der Hauptstadt des neuen Deutschland doppelt unmöglich geworden. Folgerichtig war die Entscheidung, die durch die Berliner Zeitung am 29. August 1951 mitgeteilt wurde, dass neben anderen Friedrichshainer Straßen auch die Zorndorfer Straße umbenannt wurde, die nun Mühsamstraße heißen sollte.

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